Die Appenzeller Bahnen planen ein neues Instandhaltungszentrum damit Unterhaltsarbeiten für sämtliche Zugskompositionen an einem einzigen Ort durchgeführt werden können. Der neue Standort liegt direkt am Stammgleis zwischen Appenzell und Wasserauen, in einer Schwemmebene der Sitter, am Fuss des Prallhangs zum darüber liegendem Wohnquartier Forren.
Das Raumprogramm ist in drei kompakte Volumina gegliedert: In einem dreigeschossigen Baukörper befinden sich die Büros für die Administration. Die Anlieferung zur dahinterliegenden Lagerhalle liegt im Erdgeschoss. Der Kopfbau begrenzt den Vorplatz gegen Westen. Lage, Volumen und architektonischer Ausdruck geben dem Servicezentrum der Appenzeller Bahnen Gesicht und Identität und tragen zu einer klaren Adressbildung bei. Die Instandsetzungshalle liegt direkt an der Bahnlinie. Durch die Staffelung der Volumina in ihrer Höhe und durch die Variation der Proportionen fügen sich die grossmassstäblichen Bauten in die Landschaft ein. Oblichtlaternen und geschuppte Fassaden strukturieren den Baukörper und verleihen eine Massstäblichkeit, die in der Variation der Holzelemente und der Plastizität der Fassade eine Fortsetzung erfährt.
Die landschaftlich eindrückliche Hangkante mit der prägnanten Baumreihe wird von den neuen Nutzungen tangiert. Im Bereich des Hangfusses müssen für das Aussenlager und die gedeckten Lagerplätze ebene, befahrbare Bereiche geschaffen werden. Dies betrifft den Hangfuss, mit erforderlichen Abgrabungen für die flächenintensiven Nutzungen von bis zu 6 Metern in steilem Gelände. Dieser Einschnitt wird von einer Hangmauer gefasst, die, in weiten Teilen die Ideallinie anstrebend, hangsichernde Aufgaben übernimmt und funktional in sich die Lagerflächen fasst. In ihrer Ausbildung versteht sich die Mauer als hangfussbegleitendes lineares Element, das die bestehende Hangwirkung auch mit zukünftig vorgelagerten Nutzungen unterstützt und mit ihrem aufsteigenden Verlauf eine räumliche Verbindung zu den Hallen schafft. In den Randbereichen wird die Begrünung intensiver, geht über in Wiesenflächen oder wechselfeuchte bis nasse Zonen. Kleinbäche werden soweit möglich offen geführt und später zusammen mit dem Dachwasser der Hallen in drei unterschiedlich ausgebildeten Retentionsbereichen gefasst. So entstehen verschiedenartige ökologisch wertvolle Flächen als Aufwertung zur heutigen landwirtschaftlichen Nutzung. Im Bild vom Bahnschotter bis zur Nasszone mit Hochstauden, von der Wiese zur kurzen Trittvegetation, wechselfeuchte Weiden.
Die Instandsetzungshalle ist als Stahlskelettbau konzipiert. Grossflächige, vorfabrizierte Holzelemente verkleiden die Tragstruktur. Durch die Schrägstellung der Elemente, dem Schattenwurf und den Fenstern erhält die Fassade eine Tiefenwirkung und eine angemessenen Massstäblichkeit. Der Rhythmus der Fassade begleitet den Zugreisenden und führt das Auge zum Alpstein, zum Ziel der Reise. Die tragende Betonstruktur des Kopfbaus und der Lager- und Werkstatthalle ist ebenfalls mit vertikal montierten Holzlatten verkleidet. Hier gliedern Schattenfugen die Fassaden und übernehmen die Proportionen der Hallenfassade. Oberhalb der Anlieferung bildet ein schräggestelltes Band einen markanten optischen Abschluss und schützt vor der Witterung. Die Lichtkörper der Instandsetzungshalle sind mit Profilglas verkleidet, das sich mit dessen vertikaler Gliederung harmonisch in die vertikal geschalte Holzfassade eingliedert. Die Fenster sind in eloxiertem Aluminium gedacht, die Spenglerarbeiten, in Anlehnung an die Fahrleitungen der Bahn, in Kupfer gehalten. Die seitlichen Entwässerungen in Kupfer unterstützen den Rhythmus der Oblichter und der Holzelemente auf den Längsseiten der Halle. Die Materialisierung soll möglichst direkt und einfach sein. Die Holzverkleidungen sind sägeroh und in naturbelassener Fichte vorgesehen. Die Gebäude erhalten so einen der Nutzung entsprechenden industriellen architektonischen Ausdruck.
2016 / Studienauftrag / Zusammenarbeit mit Koller Koster