Die beiden Kantone Appenzell werden durch ihre unvergleichliche natürliche und gebaute Landschaft charakterisiert, der Bezug zu Geschichte und Tradition ist weiterhin sehr stark und präsent. Die Ausserrhodische Kulturstiftung hat die stagnierende Entwicklungsgeschichte der Appenzellerhäuser zum Anlass genommen, um in Form von Studien exemplarische Antworten auf heute ungelöste ortsbauliche und architektonische Fragen zu finden. In sechs Gemeinden sollte für spezifische Raumprogramme eine Architektursprache gefunden werden, welche den historischen Kontext respektiert, diesen jedoch technisch, wie auch inhaltlich interpretiert. Die entwickelten Ansätze der sechs Architekturbüros wurden in einer Ausstellung der Öffentlichkeit gezeigt und im Rahmen von Gesprächen diskutiert.
Am Standort Schwellbrunn sollte ein Vorschlag für einen Ersatzbau mit Wohn- und Gewerbenutzung im Dorfkern erarbeiten werden.
Entlang einer Krete säumen zwei langgezogene Häuserzeilen die Hauptstrasse der Gemeinde. Ein Dorf mit zwei Gesichtern, die repräsentative Strassenfassade und die Rückfassade mit Ausblicken ins Weite. Nach der traditionellen Baukunst errichtet, unterscheidet sich jedes Haus durch eigene feine Details, definiert aber dennoch die gesamte Zeile mit und lässt ein schönes Gleichgewicht zwischen Rhythmus und Individualität entstehen. Dem steigenden Anspruch an Komfort soll nicht in der Ausdehnung der horizontalen, sondern in der Befreiung der vertikalen Dimension entsprochen werden. Eine neue Wohnform befreit die Rückseite und stellt der wichtigen Strassenfassade eine neue ebenbürtige Gartenfassade gegenüber. Diese neue Zweiseitigkeit setzt sich in der Gestaltung eines neuen Weges entlang der Gärten fort und verbindet die öffentlichen Räume. Aus dem Treppenhaus tritt man in eine überhohe Loggia, welche zugleich privater Aussenraum und Zugang zur Wohnung ist. An diesem zentralen Ort wird die grosszügige Zweigeschossigkeit der Wohneinheit erlebbar, auf diesen Aussenraum richten sich sämtliche Räume. Die Wohneinheiten orientieren sich alternierend nach Osten und Westen und gliedern die Strassen- und Gartenfassade in verwandter Weise. Das schützende Dach gibt dem Volumen die abschliessende Form und verleiht diesem eine stolze aufrechte Haltung.