Fünf U-förmige Volumina spannen den Raum zwischen Stadtpark und innerem Garten auf und lassen ein durchlässiges Hof- und Gassensystem entstehen. An der Leutschenbachstrasse definieren 7-geschossige Volumen den städtischen Raum. Die schlichten, dicht und differenziert an die Leutschenbachstrasse gesetzten Nordvolumina geben dieser ein markantes Gesicht, dem Leutschenpark durch ihre Präsenz einen klaren städtischen Rahmen und eine ernstzunehmende Dichte. Durch das arealübergreifende Zurücksetzen von drei Volumen wird die Fussgängerverbindung entlang des Leutschenbaches und des Riedgrabens angekündigt und räumlich präsent gemacht. Die langen viergeschossigen Riegelbauten sind durch die Nähe in den Gassen- und Hofräumen gemeinschaftsbildend und beleben die Überbauung auch im kleinen Massstab. Die strengen rhythmisierten Fassaden an der Leutschenparkstrasse bringen Ruhe in den Stadtraum und stehen in Kontrast zu den vibrierenden Fassaden in den Gassen und Höfen. Die gesamte Überbauung erhält durch die gewählten Materialien einen mineralischen Ausdruck. Fliesen schützen die Sockelbereiche optimal und kleiden die städtische Front über die ganze Höhe. Die niedrigen Volumina werden in hellen Farben und Nuancen verputzt.
Mit dieser Überbauung entsteht klar ein neues Stück Stadt, welches beliebt und belebt ist. Einerseits wird an die in der näheren Umgebung vorhandenen ähnlichen (jedoch weniger dichten) Strukturen angeknüpft, andererseits soll die erhöhte Dichte zu einem städtischeren Charakter führen. Das Aneinanderrücken der Volumina ist, nebst den interessanten räumlichen Wahrnehmungen, nicht zuletzt auf die Präsenz des Leutschenparkes und des geplanten inneren Gartens zurückzuführen: zwei grosszügige Grünräume, welche es zu nutzen gilt. Die überbauungsinternen Hof- und Gassenräume sollen von den Bewohnern frei bespielt und genutzt werden. Die Falkenried Terrassen in Hamburg sind in diesem Sinne vorbildhaft. Der unmittelbare Zugang zum Gemeinschaftsraum, der gemeinsame Platz und der gemeinsame Vorgarten werden in dieser Konstellation Motor für Begegnungen und unterschiedliche Benutzungen. Im vorliegenden Projekt werden die Volumina an den Gassenräumen, welche für Fussgänger, Velofahrer und Feuerwehr- oder Ambulanzwagen zugänglich ist, leicht erhöht um eine gewisse Privatheit zu sichern. Die breiten Treppenstufen bei den Eingängen laden zum Verweilen ein. Hofseitig ist der Garten ebenerdig angeschlossen und von jedem Raum aus zugänglich (hier wird auch der behindertengerechte Zugang zu den Treppenhäusern gewährleistet).
Die Überbauung zeichnet sich gegen aussen mit einer klar postulierten Einheit, gegen innen mit feinen gärtnerischen Differenzierungen aus. Die Gassen werden auf die ganze Breite chaussiert, ihre Länge durch Kletterpflanzen an vertikal gespannten Drahtseilen rhythmisiert: immergrüner Efeu (Hedera belix), eine Fülle von rosa Blüten im Frühling (Clematis montana) und Wilder Wein mit intensiver Herbstfärbung (Parthenozissus). Der Rhythmus wird durch die unterschiedlichen Begrünungen der privaten Balkone gebrochen. Das Ende der Gassen wird mit Gruppen hochstämmiger Bäume (Pop. Nigra italica) markiert und überlagert sich mit dem Inneren Garten, welcher bis an die südlichen Stirnseiten der Überbauungsbauten reicht. Die privateren Höfe werden mit einzelnen Bäumen und Pflanzenflächen begrünt und mit Hecken vom inneren Garten abgegrenzt. Fest installierte Tische und Bänke sind Grundlage für eine rege Benutzung und den sozialen Austausch. Zusammen mit dem Leutschenpark und dem Inneren Garten bilden die Gassen und Höfe ein reiches Angebot an Aussenräumen und binden die Umgebung optimal ein; städtisches Leben kann entstehen.
Grundlage für die Wohnungen in den Regelgeschossen ist die klassische Flurtypologie, in welcher alle Zimmer aus einem breiten zentralen Flur erschlossen werden. Die Grundeinheiten sind gleich gross und stellen dem Bewohner die Wahl der jeweiligen Benutzung frei. So kann auch ein Wohnzimmer zum abschliessbaren Schlafzimmer werden. Innerhalb der vorgeschlagenen Überbauungsform wird in den Kopfbauten von Nord nach Süd, in den langen Schenkeln das Durchwohnen von Ost nach West thematisiert. Feine Nuancen im Grundriss, wie der eingezogene Balkon in der Küche und die in den Flur öffnende Doppeltür, weisen darauf hin und lassen einen verbindenden Lebensraum entstehen. Die Orientierung der grosszügigen Eingänge und Balkone auf die Gassen verleiht diesen ein städtisches Gesicht und mehr Prominenz. Im Hof soll im Kontrast dazu ein eher informeller Raum entstehen. Die eigentlichen Wohnungen befinden sich, mit wenigen Ausnahmen, in den Obergeschossen. In den Attikageschossen der Kopfbauten befinden sich die zumietbaren Zimmer und Musikzimmer und können zusammen mit den grosszügigen Terrassen von allen benutzt werden. So wird das Gemeinschaftsleben im Erd- wie auch im Attikageschoss gefördert. Das Untergeschoss wird so kompakt wie möglich gehalten und bindet jedes Treppenhaus an.
2014 / offener Wettbewerb
Bauherr / Stadt Zürich Programm / Wohnungsbau Budget / 160.0 Mio. CHF BGF / 21200m2 Landschaftsarchitektur / Jürg Altherr