Zwischen einem Quartier mit Primarschule, Villen und kleinen Wohnblöcken im Norden und einem Quartier mit Wohntürmen im Süden entsteht die neue Überbauung für rund 700 Einwohner sowie rund 1700m2 für Gewerbe, Büros, Ateliers oder sozio-kulturelle Aktivitäten. All dies inmitten von vollständig neugestalteten oder aufgewerteten Grünflächen, unweit vom Bahnhof Fribourg.
Zwei Vorplätze aus wiedergewonnenem Beton, an welchen je ein Hochhaus steht, bilden die Übergänge vom Strassenraum ins Herz der neuen Wohnüberbauung – la COUR. Der Innenhof erstreckt sich von Ost nach West über die langgezogene Parzelle. Er wird südlich von einer geschwungenen Sitzbank mit Baumgruppen und thematischen Aufenthaltsorten (Spielplatz, Brunnen, Salon), nördlich von einer vor- und rückspringenden Häuserzeile flankiert. Ein öffentlicher Durchgang führt zum neuen Parc du Vallon – le COEUR. Der heute private Grünraum wird dank dem Einverständnis des Grundbesitzers, dank der Reorganisation seiner Parkplatzsituation in der neuen Überbauung und dank der künftigen Betreibung durch die Stadtgärtnerei zu einem Ort des Verweilens, zu einem Bindeglied zur Nachbarschaft, welches direkte übergeordnete Bewegungen durch das Quartier erlaubt.
Die gesamte Umgebung wird ergänzt mit neuen einheimischen Bäumen, welche den klimatischen Veränderungen Rechnung tragen, und dem Wunsch der Stadt nach Förderung der Biodiversität entsprechen. Sämtliche Bäume werden ins Erdreich gepflanzt, bzw. sind nicht unterbaut, teilweise wird das Stockholmer System als weitere Bewässerungsmassnahme angewendet. Die Bepflanzung sowie die hauptsächlich sickerfähigen Bodenbeläge tragen zu einem sommerlichen Kühleffekt bei und helfen die Problematik der städtischen Hitzeinseln zu reduzieren.
Der Hofzeile südlich vorgelagert, bilden Vorgärten mit Staudenbeeten und Sträuchern einen Übergang zu den privaten Aussenbereichen der Erdgeschosswohnungen. Auf den Dachterrassen tragen ebenfalls mehrheitlich bepflanzte Flächen zu einer visuellen Bereicherung und Privatsphäre bei.
Mit mehr als 1000 Stellplätzen für Velos bzw. E-Bikes, direkten Zugängen zu den Fahrradräumen im Erdgeschoss, verschiedene Rampen zu den Räumen im Untergeschoss und einer hervorragenden Vernetzung des Quartiers, reagiert das Projekt auf das wachsende Interesse am Langsamverkehr. Alle Parkplätze befinden sich in der unterirdischen Einstellhalle.
Der Nachfrage nach vielfältigen Wohnformen wird mit unterschiedlichen Gebäude- und Wohnungstypen Rechnung getragen. Die Bewohner der beiden Hoch- und der Strassenhäuser sind eher privat und orientieren sich stärker am städtischen Leben. In den Hofhäusern entstehen Treppenhausgemeinschaften mit je 18 bis 27 Wohnungen. Hier kennt man sich und wohnt und lebt in der Siedlung und im Quartier. Drei Gemeinschaftsterrassen und den Wohnungen vorgelagerte Hallen sollen das Zusammenleben fördern. Unabhängige Jokerzimmer können dazu gemietet werden, um den Bedarf an Flexibilität oder Raum für Heimaktivitäten zu decken.
Der Anteil an Wohnungen mit mehr als 4 Zimmern liegt bei 35% und eignet sich für Familienwohnungen und andere Wohnformen. In allen Bauten entstehen auch ECO-Wohnungen, deren Nutzfläche und Energieverbrauch bei gleichbleibender Qualität und Anzahl Zimmer reduziert wird und damit erschwinglichere Mietpreise ermöglicht. In Funktion ihrer Lage und ihrem Bezug zum Aussenraum variieren die Stockwerkshöhen und ermöglichen unterschiedliche Qualitäten bezüglich Raum und Licht. Allen Bewohnern stehen rund 400m2 an Gemeinschaftsräumen zur Verfügung. Sie sind im neuen Wohnquartier verteilt und bieten je nach Lage und Grösse unterschiedliche Qualitäten. Entlang der Strasse und in den ersten Geschossen der Hochhäuser werden Gewerbeflächen angeboten.
Der jährliche Energieverbrauch wird über 62% aus lokalen Ressourcen gedeckt, davon 22% aus der Rückgewinnung von Energie aus dem Abwasser. Die restlichen 38% werden aus dem Anschluss an das bestehende Fernwärmenetz eingespeist. Im Sommer werden die Wohnungen passiv über die Fussbodenheizung gekühlt und die dabei gewonnene Energie wiederum zur Warmwasseraufbereitung genutzt. Die Dächer der Gebäude werden mit Photovoltaik ausgestattet, der erzeugte Strom direkt konsumiert. Mit der Fassung des Regenwassers vor Ort werden die Aussenanlagen bewässert. Trotz Vermeidung von technisch aufwändigen Lösungen werden die Standards MINERGIE und MINERGIE P erreicht.
2015-2027 / Direktauftrag
Bauherr / Konsortium Rte de la Glâne Programm / Wohnungsbau, 350 Wohnungen BGF / 40'000m2, 18'000m2 unterirdisch Architektengemeinschaft / mpma (mazzapokora, mullerarchitecte) Landschaftsarchitektur / Echo, Atelier paysage & territoire (Studienauftrag 1. Platz) Initiator Entwicklung / René Meuwly Expertengremium / Stadt Fribourg, Pierre Feddersen (Städtebau), Maurus Schifferli (Landschaft), Peter Zeugin (Soziologie, Immobilienentwicklung), Robert Walker (historischer Kontext), David Oppliger (Verkehr), Nathalie Currat (Umwelt), Joëlle Zimmerli (Nutzungskonzept) Bilder / mpma, Nicolas Muller